Wirkmaschinenfabrik Ernst Saupe Limbach |
1863 | Am 01. November gründet Ernst Leberecht Saupe die erste deutsche Wirkmaschinenfabrik zur Herstellung von Kettenstühlen. Die Produktionsräume befinden sich in Limbach, Frohnaer Straße (heute Straße des Friedens). | |
Anfangs werden mechanische Kettenstühle gebaut, angetrieben durch Muskelkraft oder Transmission. Die nach dem Vorbild der Handkettenstühle konstruierten Maschinen haben horizontal angeordnete, nicht bewegte Spitzennadeln und zwei oder mehrere Legeschienen. Kettbäume und Gewirkeaufrollung befinden sich im unteren Maschinenbereich. | ||
Schon nach kurzer Zeit wird an der Karlstraße (heute Sachsenstraße) eine stark vergrößerte Fabrikanlage errichtet. | ||
Bei den verbesserten Kettenstühle der zweiten Generation sind bereits alle Bewegungen der Wirkwerkzeuge - Spitzennadeln, Presse, kombinierte Einschließ-/ Abschlagplatinen, Lochnadeln - von einer rotierenden Exzenterwelle gesteuert. Diese Kettenstühle arbeitet mit einer Wirkgeschwindigkeiten von etwa 30 bis 35 Maschenreihen pro Minute. | ||
1873 | Weltausstellung in Wien: Auszeichnung des Saupe-Kettenstuhles mit einem Ehrendiplom | |
1880 | Beginn des Baus von Milanese-Kettenstühlen: Die Erfindung für diese flache Bauart von Kettenstühlen - wegen des Fadenverlaufes auch „Diagonal-Kettenstuhl“ genannt - stammt aus England. Nach 3-jährigem Aufenthalt in England baut Theodor Bachmann in seiner kleinen Maschinenbau-Werkstatt in Limbach um 1878 den ersten deutschen Milanesestuhl. Mit Unterstützung von Prof. Willkomm beantragt Bachmann dafür am 30.10.1879 das Patent für Deutschland, das am 24.02.1880 vom Patentamt erteilt wird. Bachmann stirbt am 22.02.1880. Seine Erben verkaufen das Patent an die Firma Saupe, wo sofort mit dem Bau von Milanese-Kettenstühlen begonnen wird. Die bindungstechnisch neuartigen Milanese-Gewirke (Atlas ohne Umkehrreihen) eigneten sich besonders gut für die Herstellung der damals sehr gefragten „Stoffhandschuhe“. | |
1886-1888 | Projektierung und Durchführung von Fabrikerweiterungen (Bild 3) | |
1887 | Eigenproduktion von Milanese-Gewirken für die ortsansässige Textilindustrie, gleichzeitige Selbsttestung der technisch anspruchsvollen Milanese-Kettenstühle | |
Ernst Leberecht Saupe übergibt seinem Sohn Ernst Emil Saupe die Leitung des Unternehmens. | ||
1890 | Im Unternehmen werden 27 Arbeiter beschäftigt. Mit einer 16 PS starken Dampfmaschine werden über die Transmission alle Bearbeitungsmaschinen in der Fabrik angetrieben. | |
1900-1920 | Entwicklung und Bau der nächsten Generation von Kettenstühlen. Die wichtigsten Veränderungen sind: | |
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Im Ergebnis erhöht sich die Arbeitsgeschwindigkeit auf etwa das Doppelte und die Fehlerzahl im Gewirke ist stark reduziert. | ||
1903-1919 | Die Zahl der Beschäftigten steigt von 50 auf etwa 100. | |
1911 | Das dreigeschossige Gebäude an der Querstraße wird errichtet. | |
1914 | wird auch der Milanese-Kettenstuhl weiterentwickelt. | |
Am 21.07. erhält die Firma ein Patent auf einen „Kettenstuhl zur Erzeugung doppelflächiger Ware“. Damit beginnt die sehr erfolgreiche Herstellung von Doppel-Kettenstühlen (Rechts/Rechts-Flachkettenwirkmaschinen), die vor allem für die Fertigung von sogenannten „Simplex“-Handschuhstoffen eingesetzt werden. | ||
1920 | erreicht der Kettenstuhl SK20 mit 2 Legeschienen, Arbeitsbreite 180 Zoll sächsisch (4248 mm) bei der üblichen Bindungskombination Tuch-Trikot („Charmeuse“) eine Wirkgeschwindigkeit von etwa 90 Maschenreihen pro Minute. | |
Ab dem Typ SK20 werden die Maschinen als Schnellläufer-Kettenstühle bezeichnet. | ||
1920-1925 | An den Kettenstühlen werden die Teilkettbäume eingeführt. Dazu entwickelt und baut die Firma ein „Scherzeug mit Spulenstock“, Modell SRE. | |
1927-1930 | Umbau und Erweiterung der Fabrik, u. a. auch Turm mit eingebautem Aufzug als neues Wahrzeichen der Firma | |
1930-1935 | Bau der weltweit führenden Schnelläufer-Kettenstühle Modell SK30 mit 2 oder 3 Legeschienen in den Arbeitsbreiten 90 Zoll sächsisch (2124 mm) bis 180 Zoll sächsisch (4248 mm) mit Transmissionsantrieb. Steigerung der Wirkgeschwindigkeit auf etwa 300 Maschenreihen pro Minute bei einer Arbeitsbreite von 90 Zoll sächsisch (2124 mm) und 2 Legeschienen. | |
1933 | Ernst Emil Saupe übergibt Georg Saupe die Leitung des Unternehmens. | |
1935-1938 | Die Schnelläufer-Kettenstühle vom Modell SK 35 mit weiter gesteigerten Wirkgeschwindigkeiten erreichen maximal 400 Maschenreihen pro Minute. | |
Das Scherzeug für Teilkettbäume wird zum Modell SG 33 - Universal-Scherzeug mit Spulengatter - weiterentwickelt. Es besitzt bereits Einzelantrieb. | ||
1938 | Zum 75-jährigen Firmenjubiläum werden folgende Neukonstruktionen vorgestellt, die Weltspitze darstellen: | |
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1938-1940 | Neuentwicklungen von technisch ausserordentlich anspruchsvollen Jacquard-Kettenstühlen (mit Einzelsteuerung der Lochnadeln in einer Legeschiene nach dem Verdränger-Prinzip) für feingemusterte Kettengewirke sowie von Spezial-Kettenstühlen für die Strumpfherstellung | |
1940 | Doppel-Kettenstuhl Modell D40 (Rechts/Rechts-Kettenwirkmaschine) mit höherer Wirkgeschwindigkeit und Legeschienen-Versatz bis zu 96 Nadelteilungen. | |
1937-1945 | Rüstungsproduktion, vor allem Granatenfertigung: Die Rüstungsproduktion beginnt mit etwa 50% der Betriebskapazität und wird bis 1945 systematisch gesteigert. Die Fertigung von Wirkmaschinen wird immer stärker reduziert, deren Weiterentwicklung völlig eingestellt. Zum Kriegsende zählt die Firma etwa 450 Beschäftigte. | |
1945-1946 | Da die Firma Saupe aktiv an der Rüstungsproduktion für das national-sozialistische Deutschland beteiligt war, wird der Betrieb ab Oktober 1945 auf Befehl der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) demontiert. Alle Maschinen und Anlagen werden als Reparationsleistungen in die Sowjetunion abtransportiert, die Firma Ernst Saupe wird 1946 liquidiert. | |
1946 | Am 30.06. Volksentscheid in Sachsen - Enteignung von Betrieben. Landesverwaltung Sachsen Dresden - 27.07.1946 Nr. 18, S. 305 „Gesetz über die Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in das Eigentum des Volkes“ vom 20.06.1946. | |
Auf dieser Basis wird der Firmeninhaber Georg Saupe auch von seinen Immobilien bzw. Grundstücken enteignet. Er flieht mit einigen seiner Mitarbeiter im Juni 1946 in die damalige amerikanische Besatzungszone nach Naila, Landkreis Hof - um gemeinsam mit dem Unternehmer Karl Liebrandt die weltbekannte Tradition der Saupe-Kettenwirktechnik fortzusetzen. Damit wird die von Karl Liebrandt 1945 gegründete LIBA-Maschinenfabrik GmbH in Naila der juristische Rechtsnachfolger der Wirkmaschinenfabrik Ernst Saupe, die auch die Urheberrechte von vielen Patenten und Gebrauchsmustern sowie die langjährigen Kundenkontakte übernimmt. | ||
1947-1948 | Georg Saupe beteiligt sich in der LIBA-Maschinenfabrik an der Konstruktion des ersten LIBA-Kettenstuhls. Am 03.07.1947 verstirbt Georg Saupe. | |
1948 | wird in der LIBA-Maschinenfabrik der erste Kettenstuhl, eine optimierte SK 38, fertiggestellt. | |
Am 01.09. wird in Limbach der VEB Wirkmaschinenbau Limbach als örtliches Nachfolge-Unternehmen zur Herstellung von Kettenwirkmaschinen neu gegründet. Das leere Gebäude der ehemaligen Firma Saupe wird wieder zur Fertigung und Montage von Kettenwirkmaschinen eingerichtet. |
Verfasser | Claus Eger, Jürgen Lohr |
Quellen |
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Bilder | Sammlungsbestand Esche-Museum Limbach-Oberfrohna |
Die Informationen zur Heimat- und Industriegeschichte der Region Limbach sind von Mitgliedern des Fördervereins gesammelt und für die Besucher des Esche-Museums aufbereitet worden. Das Internetangebot umfasst nur eine Auswahl von Beiträgen und soll Anregung sein, sich bei einem Besuch des Esche-Museums vor Ort eingehender zu informieren.
Hinweise und geeignete Dokumente zum angesprochenen Themenkreis nehmen wir jederzeit gern entgegen.