1845 | Am 17.08. wurde der Limbacher Gustav Schaarschmidt geboren. Er war als junger Mann bei seinem Vater beschäftigt und drehte den Kettenstuhl. | Bild 1: Gustav Schaarschmidt, etwa 1875 Bild 1: Gustav Schaarschmidt, etwa 1875 Bild 2: Ehepaar Scherf um 1900 Bild 2: Ehepaar Scherf um 1900 Bild 3: Belegschaft 1907 Bild 3: Belegschaft 1907 Bild 4: Firmengebäude in Limbach, Gabelsberger Straße 10, 1926 Bild 4: Firmengebäude in Limbach, Gabelsberger Straße 10, 1926 |
1870 | war die Geburtsstunde seines eigenen Unternehmens, als ihn seine Tante Laura veranlaßte, im Wohnzimmer Atlashandschuhe herzustellen. Der Onkel brachte die Handschuhe auf die Leipziger Messe. Dort fanden sie guten Absatz. Das geräumige Zimmer wurde als Produktionsstätte zu eng. |
1882 | baute Gustav Schaarschmidt ein Haus auf der Karlstraße: im Erdgeschoß Wohnung und Kontor, Lager und Näherei befanden sich im Anbau, Kettenstühle und Schärräume waren im Kellergeschoß untergebracht. Als auch hier der Platz nicht mehr für die wachsende Produktion reichte, wurde bei der Firma Ernst Saupe in der Karlstraße ein Raum gemietet, in dem Ketten- und Rundstühle aufgestellt werden konnten. |
Ab 1888 | führte Arthur Scherf in den Abendstunden das Geschäftliche. Ein Jahr später heiratete er Minna, die älteste Tochter von Gustav Schaarschmidt und trat |
1900 | als Teilhaber in das Geschäft ein. Das ging zu jener Zeit „etwas faul“, Arthur Scherf aber brachte es wieder in Schwung. Er galt damals unter den jungen Limbacher Kaufleuten als einer der rührigsten und erfolgreichsten. |
1906 | Die Familie Scherf erweiterte das Geschäft und kaufte das gerade fertiggestellte Fabrikgebäude von der in Konkurs gegangenen Firma CITRIL (Produzent von Limonaden, Senf etc.). |
| Nach aufwendigen Aufräum- und Umbauarbeiten drehten sich in der neuen Fabrik zahlreiche Kettenstühle, 6 Jacquard-Raschelmaschinen und 2 Jacquard-Kettenstühle. Hergestellt wurden feine Handschuhe aus Lauchware und merzerisierter Ware. Besonders wichtig war eine modisch vielseitige Kollektion von Ballhandschuhen. Auf den Raschelmaschinen entstanden u. a. gemusterte seidene lange Handschuhe aus Mailänder Rohseide. In den Jahren von 1907 bis zum ersten Weltkrieg gingen die Geschäfte glänzend. |
1910 | begann die Firma, im Export Fuß zu fassen. |
1912 | zur Limbacher Gewerbeausstellung war „Schaarschmidt“ mit einer umfangreichen Ausstellung vertreten. Arno Fritzsch schreibt: “Es waren reiche Jahre vor dem Weltkrieg damals, als Deutschland ein Paradies war, ohne, dass wir es richtig gewürdigt hätten“. Sorgen gab es aber auch damals. Erste soziale Kämpfe kündigten sich mit dem rasch beigelegten Streik der Zuschneider an. Und als es 1911 in Limbach eine Wassernot gab, mußte die Dampfmaschine und damit der Betrieb stillgelegt werden. In den hochgelegenen Gegenden der Stadt wird der Eimer Wasser aus Sprengwagen für 2 Pfennige abgegeben. Arthur Scherf ließ nach Wasser suchen, und man begann im Keller einen Brunnen zu graben. |
1914 | kappte der erste Weltkrieg alle Erweiterungspläne. Nach dem Krieg und in der Weltwirtschaftskrise ging der Absatz von Handschuhen stark zurück. |
Ab 1932 | fertigte die Firma dann auch Unterwäsche aus Charmeuse. Wirkmaschinen alten Systems mußten verschrottet werden. Die dadurch frei gewordenen Räume wurden an wechselnde Organisationen und Firmen vermietet, bis 1938 die Kartonagenfirma Bachmann sich im Parterre ansiedelte. |
1934 | übernahm der Enkel des Firmengründers, Walter Scherf, den Betrieb. |
1939-1945 | Während des zweiten Weltkrieges mußte sich die Firma Schaarschmidt, die ehemals mit modischen Ballhandschuhen aus Plauener Spitze glänzen konnte, auf die Herstellung von Industrie- und Arbeitshandschuhen beschränken. |
Nach 1945 | wagte Walter Scherf einen neuen Anfang. Seit Juli 1945 arbeitete die Tochter Käthe Scherf im Unternehmen mit. Knappe Materialzuteilungen, Kohlemangel, und die Bevorzugung der volkseigenen Betriebe verlangten dem Unternehmer immer wieder neue Lösungen ab. Dennoch sank die Beschäftigtenzahl unter 10 Personen, so galt der Betrieb als Handwerksbetrieb. |
1958 | wurde die Firma als Konfektionär Mitglied in der Einkaufs- und Liefergenossenschaft „Wistri“ in Burgstädt. Dazu wurden 3-Nadel- und 2-Nadelsaummaschinen, Zickzack-Nähmaschinen sowie Paspolmaschinen eingesetzt. Käthe Scherf legte 2 Mal im Jahr ein Kollektion mit ca. 15 Mustern für „Wistri“ vor. Die umfasste ab 1962 folgende Charmeuse-Artikel (mit Batist- oder Raschelspitze): Mädchen-Nachthemden, Flatterhemden mit Slip, Damen-Tops, Damen-Nachthemden, Mädchen- und Damen-Unterkleider. |
Als 1972 | alle Betriebe der DDR verstaatlicht wurden, verwirklichten Walter Scherf und seine Frau ihre Absicht, den Betrieb aus Altersgründen aufzugeben. Käthe Scherf absolvierte einen „ Meisterkurs für die volkseigene Industrie“ und arbeitete im VEB Feinwäsche. Die Fa. Bachmann (inzwischen VEB Verpackungsmittel Burgstädt) machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb 1973 Haus und Grundstück. |
1986-1990 | Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten in diesem Zeitraum wurde das Firmengebäude durch die Treuhand an Privat verkauft. |