Robert Winkler 1854 - 1939 Limbacher Heimatmaler |
1854 | Am 21. Februar wird Karl Robert als zweiter Sohn des Strumpfwirkermeisters Karl Gottlob Winkler in Limbach, Dorfstraße (heute Marktstraße 18), geboren. Die Familie ist bitterarm. | |
1857 | Nach dem Tod der Mutter Karoline geb. Richter zieht die Familie in die Frohnaer Straße 3 (heute Straße des Friedens), wo sie bis 1863 wohnt. Der Vater heiratet ein zweites Mal. | |
1859 | Beginn der Schulzeit. In der Schule in der Helenenstraße 44 unterrichten zu dieser Zeit 4 Lehrer insgesamt 710 Kinder. | |
Zu Hause müssen die Kinder mit arbeiten. Es heißt dort „spulen statt spielen“. | ||
1866 | Mit 12 Jahren ist der Junge von früh bis spät eingespannt, neben der Schule arbeitet er in einer Nadelfabrik. | |
Sonntags besucht er den Zeichenunterricht des Lehrers Schurig (von ihm stammt das Limbacher Stadtwappen). Die Teilnahme kostet jedes Mal 3 Pfennig, die kann Robert nicht immer aufbringen. Er bleibt dann weg, bis er wieder 3 Pfennige zusammen gespart hat. Lehrer Schurig unterrichtet ihn später unentgeltlich. | ||
1867 | Beginn einer Malerlehre in der Firma Schulz & Schubert. Robert dient dort aber hauptsächlich als „Putzesel“. | |
Auf seiner Wanderschaft kommt er u.a. nach Jena, Saalfeld, Hof und Bamberg. In Nürnberg lernt er das Stuckmalen, in Kassel besucht er nebenher die Gewerbeschule. Eine Zeichnung von ihm schafft es in eine Münchner Ausstellung. | ||
1880 | Nach Ableistung seiner Militärzeit macht Robert sich in Limbach selbständig. Es sind aber harte Zeiten, da sich gleichzeitig 4 Konkurrenten niederlassen, die Einwohnerzahl um 1000 Köpfe geschrumpft ist und er außerdem um das Geld seiner letzten Arbeit betrogen wird. | |
1881 | Am 28.12. heiratet er in Limbach Friederike Wilhelmine Heinold. | |
1885 | Auswanderung in die USA, wo schon die Schwiegereltern leben. Der gesamte Besitz muss verkauft werden, um das Geld für die Reise zusammen zu bringen. | |
Als Robert amerikanischen Boden betritt, hat er „sage und schreibe nur noch 1 deutschen Silberthaler“ in der Tasche. Er lässt sich mit seiner Frau in New Haven, Connecticut, nieder. | ||
In der neuen Heimat bessert sich die wirtschaftliche Lage des Ehepaars Winkler. Robert verdient im Sommer gut mit einer Schießbude am Badestrand von New Haven. In der kalten Jahreszeit arbeitet er als „Baumsuperintendent“ und betreut 25.000 Bäume in den Straßen und Anlagen der Stadt. | ||
1917 | Robert beginnt, aus dem Gedächtnis Skizzen seiner alten Heimat anzufertigen, wie sie um 1860 ausgesehen hatte. Eine große Leistung - es waren fast 60 Jahre vergangen und 30 Jahre, seitdem der nun 63-jährige seine Heimat verlassen hatte. | |
Die Skizzen werden später auf extra in New York gekauften Bogen zu prächtigen Aquarellen. Hier seien nur ein paar der wunderschönen Bilder erwähnt: die Helenen- und die Dorotheenstraße, der Marktplatz, die Kirche, der alte Friedhof, der Johannisplatz, der Kellerberg und viele der zahlreichen Teiche, die es Mitte des 19. Jahrhunderts in Limbach noch gab. | ||
Robert sieht sich selbst nur als „Dilettant, aus dem aber mit der richtigen Ausbildung etwas Gescheites hätte werden können“. | ||
1923 | Nach dem Tod seiner Ehefrau machen Robert Winkler Einsamkeit und Heimweh sehr zu schaffen. Er fühlt sich, als lebe er „in einer anderen Welt als seine Umgebung, die jeden Eingewanderten über die Achsel ansieht“. | |
1924 | lässt Robert Winkler 30 Aquarelle mit Limbacher Ansichten zu einem Album binden und macht es der Stadtverwaltung von Limbach zum Geschenk. Das Vorblatt des Albums trägt den Titel „Limbach, wie es einst war“. | |
1926/27 | entstehen weitere 9 Aquarelle mit alten Limbacher Ansichten sowie zahlreiche Bilder von New Haven und Umgebung. | |
1927/28 | Robert besucht für 4 Monate seine alte Heimat. Er schenkt dem Heimatmuseum ein Ölgemälde, das die frühere Töpferlehde zeigt („wüstes“ Land zwischen Knaumühlenweg und Limbach). 2 Heimatbilder aus dem Besitz eines Winklerschen Verwandten gehen ebenfalls in den Besitz des Heimatmuseums über, so dass dieses nun 43 Altlimbach-Bilder von Robert Winkler besitzt. | |
1929 | Der Heimatforscher Paul Fritzsching würdigt Robert Winkler zum 75. Geburtstag mit einem Artikel im Limbacher Tageblatt. | |
1933 | Die wirtschaftliche Lage in den USA ist miserabel. Auch Robert geht es finanziell nicht gut. Trotzdem ist er Mitglied der „Deutschen Gesellschaft zur Unterstützung Not leidender Deutscher“, auch wenn ihm der geringe Beitrag schwer fällt. | |
Die Mitgliedschaft in der Liedertafel verschafft ihm im Winter einige angenehme Stunden bei Konzerten und Unterhaltung in den Clubräumen des Vereins. | ||
1936 | Rückkehr nach Limbach. | |
1938 | Im Altenheim „Ernst Friedemann“ in Grüna verbringt Robert die letzten Monate seines Lebens. Auch hier malt und zeichnet er weiter Limbacher Ansichten. | |
1939 | Ein Schenkelhalsbruch bringt ihn ins Limbacher Stadtkrankenhaus, wo er letztlich an einer Sepsis stirbt. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Limbacher Friedhof. | |
Im April 1939 erscheint im Limbacher Tageblatt ein Nachruf des Heimatforschers Paul Fritzsching, in dem dieser besonders das geniale Landschaftsbildgedächtnis Robert Winklers hervorhebt. | ||
Das Album und eine handgeschriebene, künstlerisch gestaltete Kurzbiographie Robert Winklers befinden sich heute im Besitz des Esche-Museums. Die Einzel-Aquarelle und Ölgemälde sind leider bei der Zerschlagung des Heimatmuseums im Jahre 1964 verloren gegangen. |
Verfasser | Ursula Ziemert |
Quellen | Paul Fritzsching: „Am 21. Februar 1929 Robert Winkler, New Haven, 75 Jahre alt“, Limbacher Heimatstudien - Eine Sammlung heimatkundlicher Aufsätze aus dem Limbacher Tageblatt |
Bilder | Sammlungsbestand Esche-Museum |
Die Informationen zur Heimat- und Industriegeschichte der Region Limbach sind von Mitgliedern des Fördervereins gesammelt und für die Besucher des Esche-Museums aufbereitet worden. Das Internetangebot umfasst nur eine Auswahl von Beiträgen und soll Anregung sein, sich bei einem Besuch des Esche-Museums vor Ort eingehender zu informieren.
Hinweise und geeignete Dokumente zum angesprochenen Themenkreis nehmen wir jederzeit gern entgegen.