Geschichte(n) vom Förderverein Esche-Museum e.V.
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Strumpffabrik Walther Pohlers in Kändler - Kessler Strümpfe GmbH
1906gründete inmitten der beginnenden politischen Isolation des Deutschen Reiches der damals 24jährige Hugo Walther Pohlers die Strumpffabrik Walther Pohlers.
Bild 1: Firmengründer Walther Pohlers
Bild 1: Firmengründer Walther Pohlers
Mit Strickmaschinen des Types STANDARD und CORONA der Chemnitzer Firma Schubert & Salzer begann im Erdgeschoß des elterlichen Wohnhauses die Produktion von Socken und Damenstrümpfen aus Baumwolle und Schurwolle.
Durch die immer stärker werdende Industrialisierung nach der Jahrhundertwende blühte das Strumpfgeschäft, die bisherigen Räume reichten nicht mehr aus. Neben dem Wohnhaus wurde nun das erste Betriebsgebäude gebaut.
Nach 1920Erst nach dem I. Weltkrieg, Anfang der 1920er Jahre, konnte das neue Betriebsgebäudes fertig gestellt werden. Die schweren Nachkriegsjahre waren für den kleinen Betrieb eine besondere Herausforderung.
Mitte der zwanziger Jahre wurden als Transportmittel auch der erste PKW und LKW angeschafft. In dem zuerst gebauten Betriebsgebäude entstand eine kleine Betriebsfärberei in der auf einzeln heizbaren Färbebottichen Stranggarne veredelt wurden, wodurch kurzfristig auf die Farbwünsche der Kunden eingegangen werden konnte. Bis zum Kriegsbeginn erreichte die Firma nun eine stabile Produktion. Die Kunden befanden sich in ganz Deutschland.
Wie so häufig vereitelte der Krieg jedoch die weitere, geplante Entwicklung. Eine vorgesehene Aufstockung des Produktionsgebäudes durch ein zweites Stockwerk konnte nicht erfolgen. In den Kriegsjahren wurde nur auf geringem Niveau weiter produziert.
Da nach dem Krieg viele Grundstoffe für die Produktion fehlten, musste sich der Betrieb einige Jahre vorrangig mit Strumpfreparaturen befassen. Es wurden Socken und Söckchen neu angesohlt und angestrickt, das heißt die Sockenschäfte und z.T. auch das Fußblatt wurde wieder verwendet und nur der Fuß oder die Sohle wurden erneuert.
Damenstrümpfe aus Kunstseide, später Nylon, Perlon und Dederon, wurden durch ca. 25 Heimarbeiter mit elektrisch betriebenen Repassiermaschinen bei denen die Repassiernadeln mit Luftdruck in Bewegung gesetzt wurde, repariert.
Schrittweise konnte aber auch eine neue Produktion von Arbeitssocken mit Doppelzylinder-Maschinen der Firma Wildt aufgebaut werden.
1959wurde der Betrieb halbstaatlich, die Betriebsleitung übernahm der Schwiegersohn des Gründers Herr Christian Paul Keßler. Mit Aufnahme der Staatlichen Beteiligung wurde die Betriebsfärberei durch Kauf eines neuen Hochdruckkessels und zweier Färbemaschinen modernisiert. Zusätzlich begann man mit der Produktion von Handstrickgarnen und Strumpfrepaturgarnen auf sogenannten Kärtchen und Knöllchen. Das Garn wurde im eigenen Hause zu Garnsträngen geweift und danach gefärbt. Dieses Geschäft brachte dem Betrieb eine hohe Umsatzsteigerung auf bis über 6 Millionen Mark jährlich.
Nach 1960Anfang der 1960er Jahre wurde auf den alten Schubert-und-Salzer-, Hilscher- und den neueren Textima-Strickmaschinen die Produktion von Kinderstrumpfhosen aus Baumwolle und Wollmischgarn aufgenommen. Jetzt machte sich sogar ein zusätzlicher Betriebsteil notwendig. Dieser wurde im damaligen Karl-Marx-Stadt, im Ortsteil Rabenstein, in einer ehemaligen Handschuhfabrik eröffnet. Hier wurden Strumpfwaren vorrangig auf Flachstrickmaschinen hergestellt und konfektioniert. In den nächsten Jahren erfolgten weitere große Investitionen.
1969Im diesem Jahr kaufte man aus der damaligen CSSR die ersten 16 neuen Strumpfautomaten. Auch in den Jahren 1970 und 1972 erwarb man nochmals 12 neue Strumpfautomaten. Damit erreichte der Betrieb Walther Pohlers KG 1971 den bisher höchsten Umsatz und Gewinn.
1972Im April erfolgte die Zwangsverstaatlichung durch die DDR-Behörden. Trotzdem blieb der Betrieb bis 1979 als selbständiger VEB bestehen.
1980kam der Zusammenschluss im damaligen Esda Strumpfkombinat. Die Produktion von Handstrickgarn musste bereits 1974 aufgegeben werden, die Färberei wurde geschlossen und die Produktion auf fast ausschließlich Kinderstrumpfhosen spezialisiert. In der gesamten VEB-Zeit konnten keinerlei neue Maschinen angeschafft werden, so dass der Betrieb bis 1990 mit 60 Kleinrundstrickmaschinen - vor allem Uniplet-Maschinen aus der CSSR - immer mehr veraltete.
1990Im September erfolgte durch Klaus Kessler, den Enkel des Firmengründers, zusammen mit seiner Familie, die Reprivatisierung der damaligen ESDA-Produktionsabteilung Kändler zur KESSLER STRÜMPFE GmbH, deren erstes Ziel es war, eine absatzfähige, marktgerechte Kollektion zu entwickeln. Dafür mussten zunächst die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden. Es wurden fast alle Strickmaschinen ersetzt und die gesamte Näh- und Appreturtechnik erneuert. Auf dieser Grundlage konnte die Strumpfkollektion von ehemals 4 auf über 100 Artikel erweitert werden. Hauptmaterialien waren Merino-Schurwolle, gekämmte Baumwolle, Leinen und Naturseide, aber auch moderne Materialien wie z. B. Coolmax, Dunova und Silber. Für den Naturbereich wurden kbA Baumwolle und kbT Schurwolle eingesetzt. In mühevoller Kleinarbeit gelang es, einen neuen Kundenkreis aufzubauen und die Produktion zu stabilisieren.
2001-200620 moderne computergesteuerte Strumpfautomaten aus Italien waren Gegenstand eines weiteren Investitionsprogramms.
Die positive Betriebsentwicklung war nur durch den großen Einsatz der ganzen Familie und Belegschaft möglich. Heute liefert die Firma die ausschließlich in Limbach-Oberfrohna hergestellten Produkte an Kunden in ganz Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Kanada, den USA und Australien.
Bild 2: Ausschnitt aus der Kollektion, 2006
Bild 2: Ausschnitt aus der Kollektion, 2006
So ist das Unternehmen bei vielen großen Einzelhandels- und Kaufhausketten gelistet und beliefert namhafte Versandhäuser mit Strümpfen für Damen, Herren und Kinder.
In 13 Bundesländern trägt die Polizei Socken von „Kessler“. Aber auch Zoll, Bundesgrenzschutz und einige Ministerien der Justiz konnten sich von den Qualitätsstrümpfen überzeugen. Darüberhinaus findet ein kleiner Lagerverkauf von Erzeugnissen für jedermann dauerhaft regen Zuspruch.
2006feierte das Unternehmen Kessler Strümpfe GmbH sein 100jähriges Betriebsjubiläum.
VerfasserIrmgard Eberth
Quellen
  • Rede des Firmeninhabers zum 100-jährigen Betriebsjubiläum

Die Informationen zur Heimat- und Industriegeschichte der Region Limbach sind von Mitgliedern des Fördervereins gesammelt und für die Besucher des Esche-Museums aufbereitet worden. Das Internetangebot umfasst nur eine Auswahl von Beiträgen und soll Anregung sein, sich bei einem Besuch des Esche-Museums vor Ort eingehender zu informieren.

Hinweise und geeignete Dokumente zum angesprochenen Themenkreis nehmen wir jederzeit gern entgegen.

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