Geschichte(n) vom Förderverein Esche-Museum e.V.
Geschichte(n) vom Förderverein Esche-Museum e.V.
Helena Dorothea von Schönberg 1729 - 1799
Erb-, Lehn- und Gerichtsherrin auf Limpach, Förderin von Wirkerei und Wirtschaft
1729Am 22.11. wird Helena Dorothea von Wallwitz auf dem Rittergut Schweikershain geboren. Ihre Eltern sind Obrist-Leutnant von Wallwitz und seine Gemahlin Johanna.
Bild 1: Helena Dorothea von Schönberg
Bild 1: Helena Dorothea von Schönberg
Bild 2: Grundriss des Rittergutes Limbach, 1785
Bild 2: Grundriss des Rittergutes Limbach, 1785
Bild 3: Brau- und Schankhaus am Markt, um 1960
Bild 3: Brau- und Schankhaus am Markt, um 1960
Bild 4: Ausschnitt aus dem Grundriss von Limbach von 1785, dargestellt sind die bebauten (schwarze Rechtecke) und die für die Vergabe an Strumpfwirker zur Verfügung gestellten Parzellen (offene Rechtecke) auf dem Helenen- und dem Dorotheenberg
Bild 4: Ausschnitt aus dem Grundriss von Limbach von 1785, dargestellt sind die bebauten (schwarze Rechtecke) und die für die Vergabe an Strumpfwirker zur Verfügung gestellten Parzellen (offene Rechtecke) auf dem Helenen- und dem Dorotheenberg
Bild 5: Ehemaliges Strumpfwirkerhaus, heute Dorotheenstraße 2, September 2009
Bild 5: Ehemaliges Strumpfwirkerhaus, heute Dorotheenstraße 2, September 2009
1746Am 27.09. heiratet sie den 42-jährigen Obrist-Leutnant George Anton von Schönberg, Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Limpach und Köthensdorf, und zieht mit ihm auf dessen Gut in Limbach. Die Herren von Schönberg treiben intensive „Wirtschaftsförderung“.
1747Bau einer Ziegelei am Knauholz
1750Auf dem Helenenberg entsteht die erste planmäßig angelegte Strumpfwirkersiedlung Deutschlands. George Anton und Helena Dorothea treten dazu 34 Parzellen aus dem Besitz des Rittergutes gegen geringen Zins und einige Dienstleistungen ab. Im gleichen Jahr führt Helena Dorothea die Klöppelei in Limbach ein. Im Rittergut errichtet sie eine Klöppelschule und -manufaktur.
1751George Anton lässt im Hohen Hain einen Serpentinsteinbruch („Marmorbruch“) errichten. Eine Manufaktur zur Bearbeitung der Steine entsteht zuerst im Rittergut und wird später in die Nähe des heutigen Johannisplatzes verlegt.
1755Am 09.07. errichten Helena Dorothea und ihr Ehemann, weil sie kinderlos sind, ein wechselseitiges Testament. Am 25.07. stirbt George Anton. Damit ist die Limbacher Schönbergische Linie ausgestorben. Helena Dorothea ist mit 25 Jahren Witwe und wird Herrin von Limbach.
1757lässt sie den von ihrem Mann begonnenen Bau des Brau- und Schankhauses am Markt (heute Hotel Lay-Haus) vollenden.
1759Nach Erbstreitigkeiten mit dem Bruder des Verstorbenen wird Helena Dorothea gemeinsam mit ihren Brüdern und einem Schwager mit dem Gut Limbach belehnt. Hilfe wurde ihr von ihrem Bruder, Georg Reinhard von Wallwitz, Präsident von Brühls Geheimen Finanzkollegium, zuteil.
1756-1763Während des 3. Schlesischen Krieges (Siebenjähriger Krieg) muss Sachsen 48 Millionen Taler Besatzungsgeld aufbringen, darüber hinaus Getreide und Pferde. Plünderungen und Zerstörungen verwüsten das Land. Preußisches Militär nimmt Zwangsrekrutierungen vor. Auch in Limbach ist die wirtschaftliche Lage verheerend. Wechselweise werden im Rittergut und im Dorf Sächsische, Österreichische und Preußische Truppen einquartiert. Helena Dorothea ist versucht, das Rittergut zu verkaufen, tut es aber nicht.
1762Das Rittergutsvorwerk in Oberfrohna brennt ab.
1768Helena Dorothea lässt das 2. Limbacher Schulgebäude zwischen Kirche und Rittergut errichten (Kantorat).
1768-1795Es kommt zum Streit mit Niederfrohnaer Untertanen wegen Wachdiensten in der Fronfeste.
1769Am 19.07. vernichtet ein durch Blitzschlag verursachtes Feuer alle Gebäude des Rittergutes. Lediglich das massive Herrenhaus wird verschont. Es entsteht ein Schaden von 17000 Talern. Der Wiederaufbau gestaltet sich schwierig, weil Fröner aus Grüna und Mittelbach ihre hierfür schuldigen Frondienste verweigern. Ein fünfjähriger Rechtsstreit entbrennt.
1770-1773Missernten, Überschwemmungen, Hungersnot, Typhus- und Ruhrepidemien bringen unermessliches Elend über die Bevölkerung. Die Zahl der Sterbefälle steigt auf das Vierfache. Helena Dorothea verteilt, solange die Vorräte reichen, Lebensmittel an Hungernde. Die Wirkerei als neuer Erwerbszweig blüht seit ihrer Einführung in Limbach und breitet sich immer weiter aus.
1779Mit einem Gesuch vom 31.12. an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. bittet Helena Dorothea um die Genehmigung zur Errichtung einer Strumpfwirkerinnung in ihrem Dorf. Die Limbacher Strumpfwirker gehören zu dieser Zeit vermutlich zur Chemnitzer Innung.
1785Der Beharrlichkeit Helena Dorotheas und wohl auch der Hilfe ihres Bruders, des Conferenzministers Georg Reinhard Reichsgraf von Wallwitz auf Schweikershain ist es zu verdanken, dass nach fünfjähriger reiflichster Erwägung Kurfürst Friedrich August III. am 25.02. Limbach als erstem Dorf in Sachsen das Innungsrecht verleiht, das bis dahin nur Städten vorbehalten war. Am 18. Mai des gleichen Jahres trifft sich die konstituierende Versammlung der Limbacher Strumpfwirkerinnung im Brau- und Schankhaus am Markt.
1785Helena Dorothea lässt die Rittergutsfluren von neuem vermessen und genaue Grundrisse des Ritterguts sowie der Dörfer Limbach und Köthensdorf anfertigen.
1786Bau je einer Wirkersiedlung auf dem Dorotheenberg in Limbach und in Köthensdorf.
1788Am Helenenberg werden noch einmal 34 Parzellen zur Verfügung gestellt.
1790Es folgen weitere 20 Parzellen.
1795Auf Betreiben Helena Dorotheas wird Limbach Marktflecken und erhält die Konzession zur Abhaltung von zwei Märkten jährlich. Die Märkte sind nicht, wie beantragt, montags, sondern mittwochs abzuhalten, mit Rücksicht auf die Nachbarstädte, denen das Jahrmarktsrecht für Montag verliehen war. Wie gegen die Erteilung des Innungsrechts erhebt die Stadt Chemnitz auch gegen die Erteilung des Marktrechts erhebliche Einwände.
1796Der erste Jahrmarktstag wird am Mittwoch, dem 1. September im Hof des Rittergutes abgehalten. 500 bis 600 Händler und Handwerker haben ihre Stände aufgebaut. Der Gutshof erweist sich bald als Marktplatz zu klein, so dass die Händler ihre Stände auch außerhalb des Rittergutes aufstellen müssen.
1799Mit zunehmendem Alter hat Helena Dorothea oft gesundheitliche Probleme. Im März 1799 erkrankt sie schwer und errichtet am 23. März ihr Testament. Sie setzt darin ihren Bruder Georg Reinhard Reichsgraf von Wallwitz als Erben ein und empfiehlt ihm ihre armen Untertanen in der Hoffnung, er werde sie ebenfalls „mit Liebe, Geduld und Nachsicht, wie sie es verdienen und nötig haben“, behandeln. Unter den von ihr angesetzten Legaten sind auch solche für hiesige Arme und Studenten. Die Zinsen ihrer Vermächtnisse werden noch bis zur Inflation 1922 jährlich an ihrem Geburtstag, dem 22. November, verteilt.
1799Am 29.03. stirbt Helena Dorothea von Schönberg im Alter von 69 Jahren und wird an der Seite ihres Gemahls in der Stadtkirche beigesetzt.
Die Verdienste Helena Dorotheas von Schönberg sind vielfältig. Sie ermöglichte Limbach die Entwicklung von einem unbedeutenden Dorf zu einem aufstrebenden Wirtschaftsstandort und stellte ganz entscheidend die Weichen für die Stadtwerdung im Jahre 1883. Persönlichkeit, Weitsicht, wirtschaftliches und soziales Engagement und Mut verbanden sich bei Helena Dorothea von Schönberg in einer für Limbach und Umgebung außerordentlich segensreichen Art und Weise.
VerfasserFrank Winter, Ursula Ziemert
Quellen
  • [1] Seydel, P.: Geschichte des Rittergutes und Dorfes Limbach in Sachsen
  • [2] Fritzsching, P.: Die Besiedlung des Helenen- und Dorotheenberges, Limbacher Heimatstudien, F.G. Große, Limbach / Sachsen, 1933
Bilder
  • 1. Fundus Esche-Museum
  • 2. [1]
  • 3. Archiv der Kirchgemeinde Limbach-Kändler
  • 4. [2]
  • 5. Frank Winter

Die Informationen zur Heimat- und Industriegeschichte der Region Limbach sind von Mitgliedern des Fördervereins gesammelt und für die Besucher des Esche-Museums aufbereitet worden. Das Internetangebot umfasst nur eine Auswahl von Beiträgen und soll Anregung sein, sich bei einem Besuch des Esche-Museums vor Ort eingehender zu informieren.

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