Geschichte(n) vom Förderverein Esche-Museum e.V.
Geschichte(n) vom Förderverein Esche-Museum e.V.
Fritz Aurich KG Limbach
1940Gründung der Firma durch Fritz Aurich, einen ehemaligen Mitarbeiter der Spezialnähmaschinenfabrik Ernst Schubert
Bild 1: Westseite Dürerplatz 2007 vor dem Abriss
Bild 1: Westseite Dürerplatz 2007 vor dem Abriss
Bild 2: Ehemalige Kohlehandlung Köhler 2007
Bild 2: Ehemalige Kohlehandlung Köhler 2007
Bild 3: Fritz Aurich (rechts) mit Mitarbeitern, von links: Kurt Schatz, Herr Rüdiger, Kurt Martin, Elisabeth Neuhäußer, Frau Neubert, Liska Aurich, Otto Aurich
Bild 3: Fritz Aurich (rechts) mit Mitarbeitern, von links: Kurt Schatz, Herr Rüdiger, Kurt Martin, Elisabeth Neuhäußer, Frau Neubert, Liska Aurich, Otto Aurich
Bild 4: Werkstattgebäude Zeppelinstraße, heute Kellerberg
Bild 4: Werkstattgebäude Zeppelinstraße, heute Kellerberg
Bild 5: Strumpfrepassiermaschine Alfa IV
Bild 5: Strumpfrepassiermaschine Alfa IV
Bild 6: Der erste Export von Repassiermaschinen
Bild 6: Der erste Export von Repassiermaschinen
Bild 7: Gebäudeteil der ehemaligen Firma Reinhold Esche, heute Sachsenstraße
Bild 7: Gebäudeteil der ehemaligen Firma Reinhold Esche, heute Sachsenstraße
Bild 8: Kemafil-Maschine
Bild 8: Kemafil-Maschine
Bild 9: Erzeugnismuster Kemafil
Bild 9: Erzeugnismuster Kemafil
Geschäftsbereiche der Firma sind zunächst:
  • Handel mit gebrauchten Konfektionsmaschinen und deren Überholung
  • Handel mit Nähmaschinennadeln und in geringem Umfang mit Nähzubehör
  • Reparatur von Nähmaschinen kleiner Trikotagenfirmen, die keine eigenen Mechaniker beschäftigen
  • Während der Kriegszeit in Handarbeit Trachtengürtel mit Posamenten und Perlen bestickt
  • Befüllen von Briefchen mit einem Nähnadelsortiment für den Hausgebrauch
Der erste Standort der Firma ist am Hindenburgplatz 6 (heute Dürerplatz) in einer umfunktionierten Wohnung. Werkstatt- und Lagerräume befinden sich im Gebäudekomplex der Kohlehandlung Köhler, heutige Dr. Neideck-Straße.
Es erfolgt der Umzug (Termin unbekannt) in Fabrikräume im Hinterhaus Zeppelinstraße 4 (heute Kellerberg 4). In diesem Objekt beginnt parallel zur bisherigen Geschäftstätigkeit die Fertigung von Strumpfrepassiermaschinen vom Typ Alfa. Geworben wurde für diese Maschine mit dem Spruch: „Hasche die Masche und verdiene mit der Alfa-Strumpfrepassiermaschine.“
Arbeitsweise der Strumpfrepassiermaschine:
Ein über Pedal drehzahlgeregelter Elektromotor betätigt eine Luftpumpe, die über Luftstöße die Repassiernadel (anfangs Zungennadeln, später Schiebernadeln) in ihrer Führung hin- und her bewegt. Die Laufmasche eines über den Repassierbecher gezogenen Strumpfes kann so repariert werden.
1954zieht die Firma in den ersten Stock des Gebäudes der ehemaligen Firma Reinhold Esche, damals Arno-Förster-Straße 2a. Der separate Treppenaufgang zu diesen Räumen, in denen sich derzeit eine Arztpraxis befindet, existiert nicht mehr. Hier wird die Fertigung der Repassiermaschine, die vornehmlich an Dienstleistungsfirmen geliefert wird, auf 100 Stück pro Monat gesteigert. Diese Maschine bringt der Firma Aurich den ersten Exportauftrag.
1963stirbt Firmengründer Fritz Aurich. Sein Bruder Otto übernimmt die Geschäfte, geht aber nach Westberlin. Die Firma kommt unter kommunale Verwaltung. Das Firmenvermögen wird gesperrt, der Gewinn geht zu 50% auf ein Sperrkonto, 50% werden an den Staat abgeführt.
Die volkseigenen Trikotagenfirmen stoßen in großen Stückzahlen gebrauchte Nähmaschinen ab, weil sie gegenüber Privatfirmen bevorzugt mit neuen Maschinen beliefert werden. Die Firma Aurich kauft diese Maschinen auf, zerlegt sie vollständig und überholt sie. Besonders gut verkaufen sich überholte Saum- und Interlock-Maschinen.
Kooperationsleistungen für den VEB Nähmaschinenwerk Altenburg und den VEB Spezialnähmaschinenwerk Limbach werden übernommen. Außerdem werden anfänglich noch vorhandene freie Produktionskapazitäten mit der Fertigung von Teilen für ein Tonbandgerät abgedeckt - vermittelt durch den Bezirkswirtschaftsrat. Eine leistungsfähige Lackiererei (Nitro-Basis) wird installiert, zu deren Auslastung ebenfalls Aufträge von Fremdfirmen übernommen werden.
1968Ab diesem Jahr übernimmt die Firma die Umstellung von Krafttafeln auf Einzelantrieb der Nähmaschinen für Kleinbetriebe und Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH).
1972erfolgt die Verstaatlichung zum VEB Strumpfrepassiermaschinen. Die Produktion von Strumpfrepassiermaschinen wird fortgeführt. Die Überholung und der Handel von gebrauchten Maschinen werden eingeschränkt, Auftragsreparaturen werden weiterhin ausgeführt. Neu hinzu kommen der Handel und die Reparatur von Mehrkopf-Stickautomaten der Firma Würker, Dresden.
1974erfolgt die Zusammenlegung mehrerer Nähmaschinenfabriken zum VEB Spezialnähmaschine Pleißa zum Zweck der Vereinheitlichung der Fertigung mit folgender Zuordnung:
Alte BezeichnungEhemaliger PrivatbetriebMitarbeiter 1972Neue Bezeichnung
VEB Spezialnähmaschine PleißaSpezialnähmaschinenfabrik Ernst Schubertca. 60Betriebsteil I
VEB Pleißaer MaschinenfabrikPleißaer Maschinenfabrik Rothe, Berthold, Thomä31Betriebsteil II
VEB StrumpfrepassiermaschinenFritz Aurich KGca. 20Betriebsteil III
VEB Industrienähmaschine Limbach-OberfrohnaLudwig & Co. Nähmaschinenfabrik Limbach-Oberfrohna17Betriebsteil IV
Mit der Firmenfusion wird der Geschäftsbereich Reparatur von Nähmaschinen der ehemaligen Firma Aurich eingestellt. Der nunmehrige Betriebsteil III der neuen Gesamtfirma fertigt:
  • 27 Konturennähautomaten im Auftrag des VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge.
  • Einzelteile für den Betriebsteil I.
  • Ölpumpen vollständig mit Verteiler zum Einbau in Spezialnähmaschinen für VEB Spezialnähmaschinenwerk Limbach und VEB Nähmaschinenwerk Altenburg
  • und montiert Kemafil-Maschinen, entwickelt in der ehemaligen Firma Pleissaer Maschinenfabrik Rothe, Berthold, Thomä.
Mit Hilfe dieser Kemafil-Maschinen wird vornehmlich streifenförmiges textiles Abfallmaterial durch Ummantelung mittels Fäden zu Seilmaterial verarbeitet, das zum Beispiel als Schnur in der Landtechnik oder als Dichtmaterial in der Bauindustrie Verwendung findet.
1987-1988erfolgt die Eingliederung in den VEB Forschung und Rationalisierung Zwickau mit Hauptsitz in Zwickau. Der bisherige Verbund von vier Nähmaschinenfirmen wird hierbei noch ergänzt durch den Betriebsteil V, der aus dem bisherigen VEB Textilprüfgeräte Grüna (früher Guido Hahn) mit ca. 15 Mitarbeitern und einer Gruppe von 5 Textilingenieurinnen, deren Aufgabe in der Rationalisierung von Handarbeitsgängen in der Konfektion besteht. Diese Gruppe hat ihren Sitz in Karl-Marx-Stadt, Further Straße.
Die Gesamtfirma beschäftigt ca. 140 Mitarbeiter, davon etwa 80 Produktionsarbeiter und 60 Mitarbeiter in der Produktionsvorbereitung. Sie fungiert jetzt als Rationalisierungsbetrieb des VEB Kombinat Oberbekleidung Lößnitz. Das Produktionsprofil des bisherigen VEB Strumpfrepassiermaschinen wird überwiegend beibehalten, ergänzt durch die Fertigung von „Rationalisierungsmitteln“ wie Computertische oder Kleiderständer.
1990wird zunächst der VEB Spezialnähmaschine Pleißa in die Firma Spezialnähmaschine Pleißa GmbH umgewandelt. Der Firmenverbund wird aufgelöst und die Einzelobjekte werden reprivatisiert.
1991wird die Firma Aurich auf Weisung der Treuhandanstalt Chemnitz abgewickelt. Während des Abwicklungsprozesses scheitert der Versuch einer Zusammenarbeit mit der Firma Pinger, Wolfratshausen, die Schweißmaschinen für Gitterroste fertigt. Zu diesem Zeitpunkt sind noch 15 Mitarbeiter beschäftigt. Der Mietvertrag für das nunmehrige Gebäude Sachsenstraße 1 - 3 wird gekündigt und das Inventar in die ebenfalls reprivatisierte Firma Schubert ausgelagert.
VerfasserFrank Winter, Eberhard Wendisch
Quellen
  • [1] Gesprächsnotizen mit Frau Helga Fichtner, Geschäftsführerin der Firma VEB Repassiermaschinen und Herrn Reiner Wagler, Meister, später Leiter Beschaffung ebenda
  • [2] Kurzchronik der Firma Spezialnähmaschinenfabrik Ernst Schubert
  • [3] Firmenunterlagen der Firmen Pleißaer Maschinenfabrik Rothe, Berthold, Thomä und Ludwig & Co. Nähmaschinenfabrik, Limbach-Oberfrohna
  • [4] Drechsel, H. Wendisch, E.: Register historischer Firmen in Limbach-Oberfrohna
  • [5] Prospektmaterial des VEB Spezialnähmaschine Pleißa
Alle im Fundus Esche-Museum
Bilder
  • 1, 2, 6: Frank Winter
  • 3: Helga Fichtner
  • 4: Eberhard Wendisch
  • 5, 8, 9: [5]
  • 7: Reiner Wagler

Die Informationen zur Heimat- und Industriegeschichte der Region Limbach sind von Mitgliedern des Fördervereins gesammelt und für die Besucher des Esche-Museums aufbereitet worden. Das Internetangebot umfasst nur eine Auswahl von Beiträgen und soll Anregung sein, sich bei einem Besuch des Esche-Museums vor Ort eingehender zu informieren.

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