Rußdorf gehörte 500 Jahre lang zum Herzogtum Altenburg und war um 1900 das „einzige Industriedorf im ganzen Herzogtum“. Die Meister der 1745 gegründeten Strumpfwirkerinnung haben auch viele Limbacher Meister ausgebildet. 1928 kam Rußdorf durch Gebietstausch nach Sachsen. 1935 wurde es zu Oberfrohna eingemeindet, in demselben Jahr erhielt der nun größere Ort Oberfrohna das Stadtrecht. |
Der größte Betrieb in Rußdorf war die Strumpffabrik Welker & Söhne. In ihm verdienten zeitweilig mehr als 500 Arbeiter Lohn und Brot. |
17. Jhd. | Die Welkers kamen aus den Niederlanden und fanden hier eine neue Heimat. Die Geschichte des Betriebes hat Michael Welker aufgeschrieben, der als Nachfahre in vierter Generation der Familientradition folgend, wiederum eine Ausbildung als Textilingenieur absolviert hat. | Bild 1: Wirkerhäuschen in Rußdorf Bild 1: Wirkerhäuschen in Rußdorf Bild 2: Firmenkopfbogen um 1930 Bild 2: Firmenkopfbogen um 1930 Bild 3: Flachkulierwirksaal um 1940 Bild 3: Flachkulierwirksaal um 1940 Bild 4: Die Firma Welker & Söhne KG gehört zu den Ausstattern der DDR-Olympiamannschaft 1968 Bild 4: Die Firma Welker & Söhne KG gehört zu den Ausstattern der DDR-Olympiamannschaft 1968 |
| Vorläufer der Firma Welker & Söhne war die Strumpfherstellung beim Landwirt Engelmann in Rußdorf. Pauline Engelmann, die Tochter des Landwirts heiratete Theodor Welker, und die beiden jungen Leute stellten an zwei Wirkstühlen im Hinterzimmer Strümpfe her. Jahre später, nach dem Umzug in die Waldenburger Straße 136, konnten sie die Strumpfproduktion in einen größeren Raum verlagern. Wie der spätere Firmenname beweist, wurden dem Ehepaar Söhne geboren. |
1848 | ist das offizielle Gründungsjahr der Firma „Welker und Söhne - Strumpffabrik, Rußdorf bei Limbach i. Sa.“, Waldenburger Straße. Der Sohn William Welker führte die Strumpffabrikation fort und erweiterte den Betrieb. |
1927 | ließ William das große vierstöckige Hauptgebäude errichten. Die Größe der Strumpffabrik war für den Standort Rußdorf etwas Außergewöhnliches, weil sich die eigentlichen Strumpfherstellungszentren zu dieser Zeit schon in Oberlungwitz und im Erzgebirge um Auerbach und Thalheim befanden. Aber William Welker hatte gedeihliche Geschäftsverbindungen aufgebaut und war stark im Export. |
1940-1960 | Die Strumpffabrik beschäftigte bis zu 250 Arbeiter und Angestellte und bis zu 100 Heimarbeiter. |
Nach 1960 | Die Firma hatte eine staatliche Beteiligung aufgenommen und es erfolgte durch den Einsatz von Kleinrundstrickmaschinen aus der CSSR die Umstellung von der klassischen Strumpfproduktion auf nahtlose Strümpfe und Strumpfhosen. Über 120 Jahre produzierte der Betrieb unter dem Namen „Welker & Söhne“. |
Nach 1972 | wurde die Firma durch die Verstaatlichung zum VEB Strumpfwerk „Elastella“ mit Sitz in Rußdorf. Der Firmenname verschwand aus dem offiziellen Handelsregister. Im Sprachgebrauch aber blieb das Strumpfwerk bzw. später das Fabrikgebäude bis heute „Welker“. Die Familientradition jedoch war gewaltsam abgebrochen. |
1976 | wurde der Betrieb im Zuge der Konzentrationsprozesse in der Industrie dem VEB Trikotagenwerk Trikotex in Wittgensdorf angegliedert, das Sortiment wurde von Strümpfen auf Trikotagen umprofiliert. Auch in diesem Segment lieferte die Firma Qualitätserzeugnisse. |
Nach 1990 | wurde der VEB Trikotex Wittgensdorf aufgelöst. |
| Eine Erbegemeinschaft der Alteigentümer reprivatisierte das ehemalige Zweigwerk in Rußdorf. |
| Eine Strumpfproduktion neu aufzubauen erlaubte die Marktsituation nicht. Das Gebäude wurde schrittweise saniert, das Traditionsunternehmen als moderner Gewerbehof ausgebaut, in dem 1999 insgesamt wieder an die 45 Personen beschäftigt waren. Durch den persönlichen Einsatz der Familie bei der Sanierung des Hauses und seiner Neubelebung als Gewerbepark konnte das wertvolle Fabrikgebäude erhalten werden. |